Suedjuedland, Broager.



16h. Raue See, raues Wetter, Holzhaus, das wettererprobt ist. Der Däne ist zudem vorbereitet: Kamin, Klimaanlage mit Heizfunktion, Durchzugsmöglichkeiten, Terassen mit Drainage, schnelles Internet und meistens eine Kiste mit Brettspielen.

Wir bestaunen die Aussicht von der Veranda, die einen fantastischen blick auf den flensburger Fjord erlaubt, packen aus und versuchen uns direkt in „hygge“. Nun, nicht so leicht mit Kind im Gepäck, das auch erstmal alles erkunden möchte.

Aber da treffen sich unsere Bedürfnisse auch. Wir spazieren den Gendarmistenweg entlang und lernen die hiesige Küstenregion kennen. Schätzungsweise und den Namen an den Häusern zufolge sind hier etwa die Hälfte deutsche Touristen oder eben Dänen, die hier ansässig sind. Der nahegelegene, kleine Yachthafen erlaubt auch das Anlegen eines Bootes und damit die Reisen gen Nordsee und Atlantik.

Google verrät uns, wo wir Proviant finden und wo die Sehenswürdigkeiten liegen.

Wir besuchen in den Folgetagen das Schloss Gravenstein (Grasten Slot) oder vielmehr dessen grossartig angelegten Gärten. Es ist nicht die Alhambra und Generalife aber durchaus ein würdiges, dänisches Pendant, das einem bei einer Radtour mit dem Hamax die Zeit vertreibt!

Nachdem wir auch die Landzunge mit dem Fahrrad erkundet haben und das Wetter sich weiter rau und nordisch gibt wird es Zeit für einen Besuch von Freunden, die ausser der Sonne auch feines Grillzeugs aus unserer Heimat mitbringen. John und Steffi werden also unsere Gäste über Nacht, teilen mit uns diesen schönen Ort und wir schaffen alle gemeinsame wertvolle Erinnerungen.

Gerade in diesen Zeiten laden solche Erlebnisse effektiv die gepeinigten Akkus auf.

 

Rømø


Vollgetankt sehen wir Etappe zwei entgegen und damit der Weiterreise nach Rømø. Dort habe ich ein Airbnb Haus gemietet, das isoliert inmitten eines Pinienwaldes und in einem Heidekrauthain steht.

10 Minuten vom Meer entfernt mit dem Rad steht das Ferienhaus. Wenn der Wind jedoch richtig steht und es schafft seinen Weg durch die Nadelbäume zu bahnen, kann man das Salz auf seinen Lippen schmecken.

Übrigens macht Rømø, gesprochen Röm, auch besonders, dass man hier zwischen 7-21h mit dem Womo oder Pkw auf den Strand fahren kann. Dort abgestellt kann man sich den Verlauf der Gezeiten ansehen. Das ist schon irre. Und hier lässt keiner seinen Müll liegen. Wir umfahren aber erstmal mit unseren Rädern und dem Hamax Outback die Insel. Wow! Bestens geeignete Wege: Auf der Strasse und in den verwunschenen Wäldern. Überall starke Rad- und Reitwege.

Überhaupt bewundere ich übrigens auch die dänische Art, in kleinen Schreinen am Strassenrand Obst, Gemüse, Honig oder sonstige Hof- und Landerzeugnisse anzubieten. Den Obulus hierfuer hinterlaesst man in einer Box. Vertrauen, das einem entgegengebracht wird und wunderbar positiv menschlich wirkt. Wir nutzen das Angebot und bedienen uns an einer Papiertuete Katofler. Hinterlassen tun wir 20Dk.

Ja, Daenemark ist Teil der EU. Aber hat sich seine eigene Währung erhalten. Man nimmt uns ggf Euros ab, aber zu einem schlechten Umrechnungskurs. Und das muss ja auch nicht sein.

Dänemark zeigt sich uns unterdessen bei Sonnenlicht und Océane bekommt von uns den mitgebrachten Pool aufgeblasen. Das muss die Mama machen. Das kann sie schlichtweg besser. Wer hier zweideutiges vermutet: Niemals!? Sie hat einfach das bessere Lungenvolumen 😉 

Danach fallen die Klamotten und wir können bei 20 Grad in der Sonne braten, dem Wiehern der nahegelegeben Pferdefarm lauschen, das uns bei Westwind zu Ohren kommt und lassen die Seelen baumeln.

Ja, Dänemark ist nicht nur im Herbst mit Whirlpool und Sauna eine Reise wert. Nein, und wir geben euch gern Sommertipps aus unserem kleinen Trip durch Südjütland.

Eis mit Lackritzstreusseln wäre zum Beispiel ein Tipp für etwas typisches aus der Kulinarik. Und man muss sich auch nicht in das schwedische Möbelgeschäft verirren, um skandinavische Hotdogs zu essen. Die kann der Däne nämlich auch und verkauft diese mit in rot gefärbten Darm als Røde Pølser. Und das mit Freundlichkeit, die selbst dem brummeligen deutschen ein Lächeln unter die Coronamaske auf die Lippen und ins Herz zaubert. Der Däne jedoch hat sich in Coronazeiten für Abstand ohne Maskenpflicht entschieden, überall. Wen man hier mit Maske trifft, den kann man also getrost in deutsch ansprechen. Etwas, das hier aus einheimischensicht genau so oft passiert wie beispielsweise auf Mallorca. Es erscheint, als ob es hier ausschliesslich den deutschen Touristen gibt.

Mit „hej“ begruesst man standesgemäss in Landessprache. Und wie verabschiedet man sich? Mit „farvel“. Bei „danke wirds schon schwieriger: „tak skal du have“. Man kann sprachlich also nicht alles abwandeln. Warum auch?

Im Grossen und Ganzen geniessen wir hier auf Rømø den überschaubaren Radius, den wir immer wieder ein klein wenig auf zwei Rädern variieren. Ein Reh kommt an uns vorbeigehumpelt. Verletzt. Mir stellt sich die Frage wie das Wild – Lebensraum genug hat es ja bei der guten Bewaldung – auf die Insel kam?! Auch über die Deichstraße? Oder wurde es angesiedelt? Im Norden erstreckt sich ein für die kleine Insel recht grosszügiges Naturschutzgebiet, dort wäre es sicher besser aufgehoben und unverletzt geblieben.

Wir erleben hier zum Schluss unserer Reise bei schlechtem Wetter noch das Drachenfest, in dänisch: Dragefestival. Überall am Lakolk Beach steigen kleine bis 20 Meter lange Drachen auf. An Land haben sich die Erbauer meistens in Campingmanie und an vielen Stellen schon sehr professionell installiert. Hier und da ist Werbung zu erkennen. Veranstalter ist jedoch ein Verein. Wir gewinnen den Eindruck, dass es hier schon eher um die Würdigung eines Hobbys als um Profitmacherei geht. Alles wirkt sehr sympathisch.

Die beiden Wale am Himmel erinnern mich an den Walfang, der in Dänemark noch lang praktiziert wurde u vielleicht sogar noch ausgeübt wird u animiert mich zu einem Instagram- und Facebookpost.

Schliessen möchte ich diesen Blogbeitrag mit etwas Positiven: Uns gefällt die dänische Innenraumgestaltung. Auch das, was wir in manchen Boutiquen gesehen haben spricht uns an. Es werden viele hochwertige Naturwerkstoffe verwendet. Insgesamt vermitteln die skandinavischen Möbel und Dekoelemente Wertigkeit, Gemütlichkeit und Geschmack.

Wir überlegen uns auf dem Rückweg das Angebot anzunehmen, den kostenlosen Corona Test an einer grenznahen Teststationen zu machen. Das Ganze dauert keine 10 Minuten. Sie ist super organisiert, diese deutsche Teststation auf dem Rastplatz. Unser Ergebnis erweist sich für uns alle als „negativ“. So hinterlässt unsere Reise durchweg schöne Erinnerungen.

Dänemark hat uns eingefangen. Mal sehen wie lange uns die Schilder der zum Verkauf stehenden Ferienhäuser auf Rømø noch im Kopf rumschwirren.

Eins steht fest. Es kommen noch Finnland, Norwegen, Schottland und Island auf den Reisezettel. Der Norden lässt uns nicht los.


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